Die antike Tradition der Veroneser lokalen Spezialitäten
Bei den Früchten der Erde wirkt schon die Herkunft aus dem Land Veneto als Garantie der Qualität und Unverfälschtheit, außerdem werden sie oft von zweckbestimmten Etiketten und Genossenschaften geschützt. Bei den lokalen Spezialitäten ist es allerdings nicht so einfach. Im Veneto kehren bei Tisch Aromen wieder und vermischen sich, aber einige Geschmäcke und Traditionen schaffen es, sich unauflösbar an das Land zu binden.
2003 hat die sopressa aus Vicenza das DOP-Siegel erhalten, aber Verona hat seine ganz eigene, typische Veroneser sopressa. Jedes Jahr wird sie in Brenton di Roncà gefeiert, auf halber Strecke zwischen Verona und Vicenza – vielleicht freut sich hier der Dritte, wenn zwei sich streiten?
Die Veroneser sopressa ist eine Art Schweinewurst oder Pressack, die zum ersten Mal um 1200 zubereitet wurde: Das Schweinefleisch (normalerweise von den besten Fleischteilen) wird grob gehackt, mit Fett, Knoblauch und Gewürzen gemischt und für mindestens 5 Monate gelagert.
Antike Tradition – aber auch moderner Geschmack – paart sie mit einigen Scheiben auf Holzkohlen gegrillter polenta, sodass ihre Hitze das Fett schmelzen kann und all den Geschmack und die Aromen vom Fett und den Gewürzen hervorrufen kann. Einst eine arme Speise, ist polenta jetzt für die Veroneser Familienküche 'wertvoll'. Heutzutage wird sie mit Leckerbissen wie cotechino, einem weiteren traditionellen Fleischwarenprodukt, oder baccalà alla vicentina (Stockfisch nach der Art von Vicenza) serviert.
Seit 1987 ist dieses Gericht von der „Venerabile Confraternita del baccalà alla vicentina“ (Ehrwürdige Bruderschaft) geschützt. Sandrigo, wenige Kilometer von Vicenza entfernt, ist sein Geburtsort, aber Verona hat es gerne in seinen Küchen willkommen geheißen. Und vergessen Sie nicht, dass Verona, zusammen mit Padova und Vicenza, zu den Provinzen gehört, wo der Prosciutto veneto Berico-Euganeo, seit 1996 als DOP Spezialität ausgezeichnet, produziert wird. Garantiert durch das Etikett mit dem Löwen, hat dieser Schinken aus dem Veneto einen sehr delikaten und 'süßen' Geschmack, da er nur wenig gesalzen wird. Die hergebrachten Rezepte paaren es mit zwei weiteren Veroneser Produkten: Radicchio und Vialone Nano Reis.
Und dann kommen noch Spezialitäten, deren Geschichte noch dank einer ganzen Gemeinschaft, die jedes Jahr ihre Tradition feiert, am Leben erhalten wird. Veronas am meisten pittoreske historische Veranstaltung ist der Karneval und besonders der Bacanàl del Gnoco, der am Freitag vor Aschermittwoch stattfindet. Außer Festzugwagen, Feiern, Masken und Spaß, wird seit 1531 an diesem Tag in Piazza San Zeno Verona's papà del gnoco gewählt ('Vater des gnocco'). Die vielen bärtigen Anwärter, in Barocktracht herausgeputzt, mit einem roten Umhang und einem Zepter in der Form einer großen Gabel mit einem aufgespießten gnocco, defilieren vorbei und schenken den Kindern Süßigkeiten. Die Erwachsene bekommen gnocchi mit Butter und Käse oder Tomate.
Der Wein fließt und fließt, genau wie bei dem Fest des 'Liebeknotens' oder des Valeggio tortellino. Im Juni wird seit über 20 Jahren auf der Visconteo Brücke in Borghetto, in der Nähe von Valeggio sul Mincio, die Liebe eines Kapitäns und einer Flussnymphe ins Gedächtnis gerufen.
Die Legende besagt, dass das Symbol ihrer Liebe ein verknotetes Taschentuch aus goldener Seide gewesen sei. Aber schon seit Jahrhunderten wird die Seide aus Mehl und Eiern 'gesponnen'. Der Teig für die tortellini wird blätterdünn gezogen und dann mit gemischtem Fleisch, zubereitet mit Kräutern, Gewürzen und Wein, gefüllt. Die Feier wird zu einem wahrhaften mittelalterlichen Festmahl: Die Festtafel ist fast einen Kilometer lang, mit über einer halben Million handgemachter tortellini und einem Strom von Lugana DOC Wein. In den Häusern und Restaurants kommen die Valeggio tortellini oft in einer Fleischbrühe auf den Tisch.
Danach wird das gekochte Fleisch mit Senffrucht (mostarda) aus der nahen Stadt Vicenza oder der lokalen pearà, einer Soße aus Butter, Knochenmark, Grana Käse, Semmelbrösel und Pfeffer gegessen. Das Rezept der pearà und das Produkt selbst haben von der Gemeinde Verona die De.Co., eine lokale Auszeichnung, bekommen.
